Friedel Bossmeyer ist ein großer Kenner und Freund der Giant Homer. Es ist zu einem großen Teil sein Verdienst, dass unsere Giant’s in Deutschland so schnell Fuß fassten. Freundlicherweise hat er aus Anlass des 10-jährigen SV-Jubiläums folgende interessante Kolumne verfasst. Dieser Artikel ist im Infoheft 2013 erschienen.

Von den Brieftauben-ähnlichen Formentauben waren bis etwa Anfang der 1990 Jahre in Deutschland nur die englischen Homer Rassen bekannt. Vor 20 Jahren stand dann ein Neuzugang“ vor der Tür, der heute nicht mehr aus dem Ausstellungsgeschehen weg zu denken ist, der GIANT HOMER. Seine Geschichte stand von Anfang an unter einen guten Stern. Die ersten Tiere importierten meine Freunde Franz Mader und Fritz Scheffold (beide aus Laupheim in Schwaben) und ich 1992. Anlässlich eines Besuches der „Grand National“ in Milwaukee Wic. USA waren wir von der Rasse, die uns zwar aus der Literatur bekannt war, aber die wir vorher noch nie in „natura“ gesehen hatten, so begeistert, dass uns auf dem Heimflug mehrere Paare dieser imposanten Rasse begleiteten Beim Anerkennungsverfahren 2 Jahre später wurde natürlich der Originalstandard des Heimatlandes USA zu Grunde gelegt. Dass der Giant Homer heute nun mit zu den „Erfolgsgeschichten“ der jüngeren Rassetaubenzucht in Deutschland gehört, muss nicht noch mal extra erwähnt werden. Sicherlich kann man nicht alles in den USA gesehene auf Deutschland übertragen. Vergleicht man aber die Spitzentiere der deutschen Ausstellungen mit denen des „Mutterlandes“ USA miteinander, fallen dem interessierten Betrachter aber doch schon einige Punkte auf, wo man schon ein wenig auseinander driftet. In Deutschland ist man wohl, was die Körpergröße angeht ein wenig dem ungarischen „Geschmack“ gefolgt. Nach Ungarn kamen die ersten Giant Homer bereits 1966 und 1972 gründete man dort den Klub für „American Giant Homer“. Was das Gewicht anbelangt, gibt der amerikanische Standard hierfür aber klare Vorgaben: Das Gewicht eines Täubers soll zwischen 30 – 40 (im Mittel 35) ounce (Unzen) = 980 Gramm und das der Täubin zwischen 28 und 38 (im Mittel 33) ounce (Uncen) = 950 Gramm liegen. Die AGHA (American Giant Homer Association), der dortige „Sonderverein“ verfährt folgendermaßen: Anlässlich der Hauptsonderschau werden die Siegertiere nach der Bewertung gewogen. Sollte dann ein Abweichen nach oben oder unten so um die 10 % bestehen, werden die Preisrichter angewiesen im nächsten Jahr alle Tiere, die das Gewicht unter- oder überschreiten, nicht besser als auf den 3. Platz zu platzieren. So regelt es sich drüben fast schon von alleine. GIANT HOMER heißt frei übersetzt „Riesen Brieftaube“ also nicht Riese – Taube, sondern Riese unter den Brieftauben, also ein kleiner Unterschied. Wenn ich nun aber als „Nichtzüchter“, aber immer noch sehr interessierter Beobachter der „Giant-Homer Szene“, die letzten 20 Jahre Revue passieren lasse, so muss ich dem Sonderverein und den Giant Homer Züchtern ein großes Kompliment machen. Viele in den Anfangsjahren gezeigte negative Rassemerkmale sind vortrefflich beseitigt worden. Köpfe, die schon einen angedeuteten „Stirnwinkel“ zeigten und wohl von Einkreuzungen mit Texanern herrührten, faltiges Halsgefieder und Brustfalten gehören schon eine ganze Weile der Vergangenheit an. Dies ist sicherlich auch ein großer Verdienst der beiden Zuchtwarte, meinen Freunden Arndt Trepte und Rainer Redel, die mit Fachwissen und Fingerspitzengefühl die Rasse sehr positiv begleitet haben. 

Spitzentier aus amerikanischer Zucht. Überragend in Form, Hals, Kopf und super Schnabel als 0,1. Zum Zeitpunkt der Aufnahme leider etwas aufrecht in der Haltung.

Freilich sieht man immer noch Tiere mit übermäßiger Federlänge, welligen Schwingenfedern und Tiere mit nicht genügend „Standfreiheit“. Auch sollte man noch mehr die athletische Taube im Mittelpunkt stellen. Schwammige, sich weich anfühlende Körper haben nichts mit einem Giant Homer zu tun. Meine großen Lehrmeister in Sachen Giant Homer, Jack Anderson aus Broken Arrow, Oklahoma und John Fracier aus El Monte in Californien, die leider schon der grüne Rasen bedeckt, haben auch mich immer wieder darauf hingewiesen, dass sich ein Giant Homer bei der „Handmusterung“ wie ein Englischer Zwergkämpfer Hahn anfühlen muss, fest und muskelbepackt, ohne aufgemästetes, schwammiges Fett zu fühlen. Die amerikanischen Zuchtfreunde haben lange Zeit benötigt, ihren Giant Homer so zu formen wie er ihren Vorstellungen nach sein sollte. Wir hier in Europa sollten daher von dieser Rasse begeistert sein, weil sie eben so ist, wie sie ist. Zum 10-jährigen Jubiläum des Sondervereins der Giant Homer Freunde, möchte ich hiermit herzlich gratulieren. Ich bin schon ein wenig stolz darauf, dass ich der Rasse in den Anfangsjahren mithelfen konnte, in Deutschland Fuß zu fassen. Ihr Klub hat in den letzten 10 Jahren gezeigt, dass man durch Kameradschaft unter den Zuchtfreunden, einer richtungsweisenden Beurteilung durch die Sonderrichter, einer vorbildlichen „Homepage“ und vor allen Dingen mit einem „vorzüglichen“ Infoheft Züchter begeistern kann. Der Giant Homer ist inzwischen bei uns in Deutschland zu einer festen Größe auf den Großschauen geworden! „Glück Auf“ für die nächsten 20 Jahre !

Giant Homer sind einfach fantastische Rassetauben!

Friedel Bossmeyer